Von Tim Maurer
MANNHEIM - Es ist kein perfekter Start in den Abend, der eine besondere musikalische Note bereithalten wird. Aufgrund des starken Verkehrs im Rhein-Neckar-Gebiet kommt ein Teil der Konzertbesucher mit Verspätung in der Mannheimer SAP-Arena an. Und so bleiben einige Plätze trotz verschobenem Konzertbeginn zunächst frei. Dabei hat der deutsche Star-Geiger David Garrett laut Veranstalter mit seiner „Explosive“-Tour für den Verkauf von 10 000 Karten gesorgt und darf am Samstagabend vor fast ausverkauftem Haus spielen. Mit tosendem Applaus zieht Garrett um 20.15 Uhr dann zu den Klängen von David Guettas „Dangerous“ in die Arena ein.

Die Musik spielt in der Mitte, wo eine Drehbühne beste Sicht für alle Anwesenden und reichlich Bewegungsfreiheit für den Künstler und seine fünfköpfige Band garantiert. Begleitet wird er zudem vom Neuen Sinfonieorchester Frankfurt, das für den klassischen Anstrich des Konzerts sorgt.„Ich habe richtig Lust auf einen tollen musikalischen Abend“, sagt Garrett zur Begrüßung – er lacht, er strahlt und genießt sichtlich den immer wieder anhaltenden Beifall. Keine Frage, hier ist ein Vollblutkünstler am Werk, dessen größter Wunsch die Zuneigung des Publikums ist.

Zu seiner „Explosive“-Tour präsentiert Garrett so viele eigene Titel wie nie zuvor. Dabei schafft er es, die verschiedensten musikalischen Stile miteinander zu verknüpfen und den Darbietungen seine eigene künstlerische Note zu verleihen. Von Coldplays „Viva La Vida“ über den Serientitel „Ghostbusters“ bis hin zum klassischen „Piano Concert“ lässt er quasi kein Genre unberührt.

Garrett lässt lieber sein Instrument sprechen

Der Sound ist stimmig, die Geige des Weltstars steht akustisch klar im Vordergrund – Band und Orchester bieten passende Begleitung. Lediglich die hohen Töne wirken bei sonst angenehmer Lautstärke etwas übersteuert. Der fehlende Gesang im Vergleich zu anderen Rock-Pop-Konzerten stört dabei keineswegs – Garrett lässt lieber seine Geige sprechen.

Zu jedem Song hält der sensible Weltstar eine passende Erklärung oder persönliche Geschichte bereit – ohne sich selbst zu inszenieren. So kunterbunt die Auswahl seiner Titel, so durchdacht wirkt sie durch seine sympathischen Moderationen. Auch bei der Licht- und Pyrotechnik hat sich der Star-Geiger etwas einfallen lassen. Die Songs werden passend unterlegt – lediglich bei schnellen Titeln wie „Ghostbusters“ wirkt das Lichtspiel übereifrig.

Im zweiten Teil des Abends arbeitet er sich von „You’re the Inspiration“ über „Midnight Waltz“ bis hin zu Michael Jacksons „They Don’t Care About Us“ vor, wobei „arbeitet“ nicht wirklich treffend ist. Denn Garrett spielt das Königsinstrument der Klassik mit unglaublicher Leichtigkeit bei gleichzeitiger Perfektion – große Vielfalt, große Gefühle, großer Abend.