Das diesjährige Festival steht eindeutig im Zeichen der Violine. Zakhar Bron, der russische Meistergeiger und Violinpädagoge, hatte das Vergnügen, mit seinen mittlerweile weltberühmten ehemaligen Schülern Maxim Vengerov und David Garrett aufzu­treten.Zakhar Bron ist seit einigen Jahren einer der musikalischen Pfeiler des Festivals.

Oft tritt er in seiner Eigenschaft als Pädagoge auf und musiziert zusammen mit aktuellen oder ehemaligen Schülern, mit gestandenen Solisten oder zukünftigen Stars. Nicht immer präsentiert er sich dabei selbst als Instrumentalist, sondern immer öfter auch als Orchesterdirigent.

Im Sinfoniekonzert spielte das Zakhar Bron Festival Orchestra unter der Leitung seines Namensgebers die «Grosse» Sinfonie von Franz Schubert. Letzterer hat zwei Sinfonien in C-Dur geschrieben, und weil die letzte viel länger ist als ihre Vorgängerin, hat man ihr diesen Beinamen gegeben. Gemäss Interlakner Konzertprogramm sollte die Spieldauer 46 Minuten betragen, aber daraus wurde eine Stunde.

Die Decke oberhalb des Orchesters scheint nicht den gängigen Normen zu entsprechen, ist sie doch voller Lampen und anderer Requisiten und vorne durch eine tief gezogene Front abgegrenzt. Doch den vielen Zuhörern – der Saal war bis auf den letzten Platz ausverkauft – schien die Sinfonie so sehr zu gefallen, dass sie nach jedem Satz applaudierten, zur leichten Irritation von Dirigent und Orchester.

Wie ein Flamencotänzer

Auch Tschaikowskys Violinkonzert wurde nach dem ersten Satz durch Applaus unterbrochen. Das hätte dem Komponisten nicht gefallen, hasste er doch die «Hustenpausen», wie er sie nannte, so sehr, dass er beispielsweise den zweiten und dritten Satz des Violinkonzerts nahtlos ineinander komponierte.

Die Begeisterung des Publikums war jedoch verständlich angesichts des phänomenalen David Garrett, der es verstand, Spieler und Zuhörer mitzureissen. Temperamentvoll und wie ein Flamencotänzer mit den Füssen stampfend gab er eine Demonstration seiner unglaublichen Technik. Wunderschön in seinen Händen war auch der Klang seiner Stradivari-Violine, brillant in den hohen Lagen, warm und satt in den tiefen Tönen.

Mit Charme und Humor bedankte sich Garrett bei seinem ehemaligen Professor Zakhar Bron für seine früheren Lektionen, beim Orchester für die zügige Begleitung, beim Publikum für den warmen Applaus und sogar bei den Veranstaltern für die Einladung und verabschiedete sich mit einer improvisierten Zugabe, in die er auch das Orchester mit einbezog. (Berner Oberländer)
(Erstellt: 18.04.2016, 19:15 Uhr)

Vor 26 Jahren betreute der Geigenmeister Zakhar Bron einen neunjährigen Jungen aus Aachen in seinen Studien. Bereits ein Jahr zuvor hatten die Eltern von David Bongartz beschlossen, dass er künftig unter dem Namen seiner Mutter, Garrett, auftreten solle. Vier Jahre später sollte der Junge bereits auf einer Stradivari spielen und Weltruhm einheimsen. Der Ruf als Geigenrebell, unheimlich gut aussehnder Musiker und seit dem gleichnamigen Film «Teufelsgeiger», eilt ihm voraus. Entsprechend war das drittletzte Konzert der Interlaken Classics im Congress Centre Kursaal bereits seit Tagen ausverkauft. Doch vor dem sehnlichst erwarteten Auftritt wartete noch ein anderer musikalischer Leckerbissen: Die Symphonie Nr. 8 in C-Dur 944 «Die Grosse» von Franz Schubert, dargeboten vom Zakhar Bron Festival Orchester. Aufgrund ihrer Länge ist die letzte Symphonie, von ihrem Schöpfer mit besonderer Wertschätzung bedacht, eine seltene Darbietung. Unter der präzisen, gefühlvollen Führung durch Zakhar Bron gelang es dem Orchester problemlos, das Publikum beinahe eine Stunde zu fesseln, nur einzelnen Zuhörerinnen und Zuhörern war eine gewisse Ungeduld anzumerken. Schliesslich waren einige von ihnen aus der Ferne angereist, schlicht um einen weiteren Auftritt des «Popstars der Klassik» zu geniessen.

David Garrett ist nicht nur ein Virtuose, sondern auch ein begnadeter Unterhalter.

T-Shirt und Stradivari

Der Auftritt des 35-jährigen David Garrett nach der Pause löste tosenden Applaus aus. Mit zerknitterten Hosen, einem T-Shirt unterm Jackett und leicht zerzaustem Pferdeschwanz war die rebellische Ader des Stargeigers nicht zu übersehen. Ein jungenhaftes Lächeln in die Menge geschickt, die «A. Busch»-Stradivari aus dem Jahre 1716 nachgestimmt, folgte eine ungewöhnliche Szene. Während der ersten Takte des Violinkonzertes D-Dur op. 35 von Peter Tschaikowski schloss Garrett die Augen, um sich selbstvergessen im Takt zu wiegen. Die pur viszerale Freude an der Musik steckte an. Das Geigenkonzert aus dem Jahr 1878 gehört zu den bekanntesten seiner Art, ist gleichzeitig aber eines der technisch anspruchsvollsten Stücke, die für das Instrument geschrieben wurden. Garrett, der bereits mit fünf Jahren seinen ersten Preis einheimste, entlockte der Stradivari filigranste Folgen, ausdrucksvolle Soli und meisterte selbst die kniffligsten Stellen, ohne sich davon genug ablenken zu lassen, der Musik emotionalen Ausdruck aufzustempeln. Gedankt wurde es ihm mit Standing Ovations bis bereits die Hälfte des Orchesters zusammengepackt und die Bühne verlassen hatte.

Die Zugabe, begleitet von einer ad-hoc gelernten gezupften Weise, sorgte für Gelächter und begeisterten Applaus.