Ob als Solokünstler oder zusammen mit den Prager Philharmonikern oder als Teil eines Triokonzertes – David Garrett ist ständig unterwegs und hat sich in den letzten Jahren zum wahren Multitalent entwickelt. Klassik oder Crossover – bei dem sympathischen Violinisten gibt es keine Trennung zwischen den Genres. event. traf David Garrett an einem der raren freien Tage im Fitnessraum eines Hamburger Hotels zum Interview.

Störe ich auch wirklich nicht?
Ich versuche meine wenige freie Zeit effektiv zu nutzen. Und heute habe ich einen von nur zwei freien Tagen in diesem Monat - ohne Konzert am Abend. Diese seltenen Tage nutze ich für mein Sportprogramm, sonst komme ich da nicht zu. Somit ist heute mindestens eine Stunde auf dem Laufband Pflicht. Aber ich habe gelernt, mehrere Sachen gleichzeitig zu tun. Deshalb ist ein Interview auf dem Laufband für mich gar kein Problem.

Solange ich nicht drauf muss… (lacht) Sie sind im Sommer mit einem Violinabend, mit Julian Quentin, mit Milena  Chernyvavska, mit dem Prager Kammerorchester und im Winter mit der Classical Romance Tournee unterwegs ...
Ja, das stimmt, es sind viele verschiede Sachen geplant. Wir machen zum Beispiel ein Trioprojekt mit Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capucon, zwei ganz großartigen Musikern. Ich habe schon lange keine Kammermusik mehr gespielt und von daher freue ich mich besonders darauf. Und dann haben wir noch mit Julian Quentin ein paar Klavierabende und über den Sommer eben das übliche Programm mit ein paar Orchesterkonzerten. Ein bisschen was Crossover-Mäßiges ist auch geplant. Also, ich kann schon jetzt versprechen, dass alles sehr vielfältig und spannend wird. Ich werde auch in Hampton Court, also in London, auftreten. Das ist eine ganz schöne Geschichte, denn da kommen meistens über 60.000 Besucher. Und dann machen wir noch „Die Vier Jahreszeiten“ im nächsten Monat – also, es gibt viel zu tun.

Welches Setup mögen Sie am liebsten?
Ich mag wirklich alles sehr gerne, sonst würde ich nicht alles machen. Ich glaube auch, dass diese Abwechslung sehr i interessant ist. Wenn man so viele Jahre klassische Konzerte gespielt hat und natürlich auch Spaß dabei hat, ist irgendwanneben auch die Zeit für andere Projekte gekommen. Das ist es dann auch, was einen ausgleicht und dazu führt, dass man die Klassik wieder mit einem „frischen Ohr“ hört.

Wie schaffen Sie es, sich auf diese unterschiedlichen Programme so schnell vorzubereiten und einzustimmen?
Da hilft nur üben, üben, üben. Natürlich müssen die Parts in den Fingern drin sein und man sollte darauf achten, dass die Feinmotorik stimmt. Aber letztendlich kommt es immer auf das Programm und die Stücke an – mal muss ich mehr üben undmal weniger. Die Trio-Projekte muss ich jetzt noch lernen, aber dafür ist auch noch mehr als einen Monat Zeit... Bei den Crossover-Sachen muss ich mich selbst immer wieder neu herausfordern und natürlich darf man dabei auch nichts ‚faken’. Damuss man sich schon sehr viel Gedanken drüber machen – auch geigerisch – wie man den Part, der jetzt nicht vorgeschrieben ist, interessant gestaltet und das ganze auf einem sehr hohen Niveau belässt. Für mich persönlich sind genau diese Crossover-Projekte eigentlich die schwierigsten und anstrengendsten.

Sie haben den Guinness Buch der Rekorde Rekord als schnellster Geiger inne – ist das mehr als ein Marketing-Gag?
Als Marketing-Gag habe ich diese Sache wirklich nie gesehen. Ob ich stolz darauf bin, kann ich auch nicht richtig sagen. Eigentlich nicht. Ich sehe es eher als lustige Geschichte, die mir sicherlich Spaß gemacht hat und die in gewisser Weise auch eine Herausforderung war. Stolz ist für mich aber so ein übertriebener Begriff, ich bin eher froh, dass ich es gemacht habe.

Könnten Sie diesen Rekord jetzt spontan noch einmal wiederholen?
Nein, da muss man sich schon ein wenig vorbereiten. Ich kann sicherlich sehr schnell aus dem Stegreif spielen, aber nicht so schnell. Eine Woche Training vorher muss für so eine Aktion schon drin sein. Da muss man die langsamen Stücke wirklichin Episoden aufgeteilt Stück für Stück durchgehen und sich die verschiedenen Übungsmethoden aneignen. Das dauert seine Zeit. Und das fatale an diesem Rekordversuch ist ja, dass man nur eine einzige Chance hat, das ganze auf den Punkt genau hinzubekommen. Live und im Fernsehen kann man nicht sagen „Oh, da war jetzt eine Note weg, kann ich das noch mal wiederholen?“. Und es sind relativ viele Noten!

Ist es nicht fatal, ein klassisches Stück auf Sekundenbruchteile zu reduzieren?
Ach, Quatsch. Man muss wirklich sagen, große Musiker haben immer den größten Scheiß mitgemacht. Ob das jetzt Paganini war oder ein Isaac Stern, sie haben alle Crossover-Sachen gemacht und damit versucht „ihre“ Musik nach draußen zu bringen. Im Gegenteil, alles was der klassischen Musik ein Podium gibt, so dass Leute, die sich vorher vielleicht gar nicht damit beschäftigt haben, diese Musik hören – das ist doch genau das Richtige. Diese engstirnige Einstellung, dass man der Musik damit irgendwie wehtut, ist der größte Schwachsinn überhaupt. Und das ist auch mehr oder weniger der Grund, warum  klassische Musik leider Gottes nicht mehr so in allem vertreten ist. Ich persönlich finde das sehr schade. Aber es hängt sehr viel damit zusammen, dass sich Leute da in gewisser Weise selber einkesseln wollen. Und das ist das Absurde – auf der einen Seite sagen sie, dass sie junge Leute im Publikum haben wollen und auf der anderen Seite wollen sie genau dies eben nicht. Sie wollen in ihrer eigenen Welt bleiben und es ist insgesamt alles ein ‚Geschummel’ da, welches ich überhaupt nicht mag.

Was haben Sie sich als Ziel Ihrer Karriere vorgenommen?
Ach, da gibt es so viele Sachen. Aber ich glaube nicht, dass mich bestimmte Karriereziele besonders interessieren. Mich interessieren mehr Ziele für das Leben. Was man mit den paar Jahren, die man hat, anfangen kann. Ich glaube, dass das vielinteressanter ist, darüber nachzudenken. Wohin ich noch reisen möchte, wen ich gerne treffen möchte und mit wem ich zum Beispiel einen Abend verbringen möchte – das finde ich alles viel interessanter als zu überlegen, wo und mit wem ich unbedingt noch einmal auftreten möchte. Es gibt zwar auch in der Hinsicht interessante Aspekte, aber ich denke, diese ergeben sich von selbst, wenn man gut arbeitet und Talent hat. Da mache ich mir keine Sorgen.

Ist es für Sie schwierig, zwischen Anspruch und Show zu unterscheiden?
Nein, denn Anspruch muss immer da sein. Das ist die Basis für eine gute Show. Und ich glaube auch nicht, dass man so etwas wie eine Show inszenieren kann. Das Wichtige ist, dass man diesen Anspruch in sich hat und seine Freude an der Musik dem Publikum vermitteln kann. Und wenn dies erfolgt, spricht man nicht von Show, sondern eher von einem Gespräch mit dem Publikum – was natürlich sehr interessant ist.

Sie sind sehr charmant und unterhaltend bei Ihren Konzerten – haben Sie Pläne, mal als Moderator oder Schauspieler zu arbeiten?
Ich glaube, jeder Sänger sollte seinem Publikum bei seinen Konzerten etwas erzählen – es gibt ja auch genug Leute im Publikum, die nicht genau wissen, wo was herkommt und das ist mir dann doch die Zeit wert, dass ich ein bisschen – unter dem Decknamen des Entertainers – ‚education’ mache. Als Berufszweig käme dies für mich aber nicht in Frage, ich bleibe bei dem, was ich wirklich gut kann – das ist schon die Musik. Aber ich habe ja auch Musikgeschichte gelernt und kenne mich mit Musiktheorie aus, warum soll ich dies nicht in meine Programme miteinbeziehen? Ich finde, dass ist auch ein Teil eines Musikers und ich finde es auch sehr interessant, gerade wenn man nicht viel davon weiß. Gerade die jungen Leute sind doch wie ein ‚Schwamm’, die wollen doch etwas lernen.

Nicht zuletzt dank Ihres guten Aussehens gelten Sie als everybody’s darling. Können Sie auch mal eine ganze andere Seite zeigen?
Ich glaube nicht. Ich bin eigentlich eher jemand, der soviel Energie für seine Arbeit aufbringt, dass ich mich dagegen weigere Energie zu verschwenden z.b. indem ich mich über Sachen aufrege. Das habe ich glücklicherweise sehr gut von meinem Vater gelernt, der hat das nämlich immer gemacht und auf diesem Wege soviel Energie verloren, dass war ein sehr gutes Beispiel für mich, es anders zu machen.

Schreien Sie nie rum?
Nein, niemals. Ich glaube, dass ist ein Zeichen von Schwäche. Die Leute, die wirklich innere Stärke und Vertrauen in sich haben, müssen gar nicht argumentieren. Abgesehen davon, ist es natürlich jedem sein gutes Recht, eine andere Meinung zu haben. Diese Toleranz muss man auch erst mal haben. Dies ist alles eine Sache von Lebenserfahrung. Man liegt nicht immer richtig, auch wenn man dies denkt. Für mich ist Toleranz sehr wichtig. . Femke Schierenbeck

- Что Вам нравится больше всего?
- Мне нравится всё, иначе бы я этого не делал. Считаю такое разнообразие очень интересным. Когда столько лет играешь классические концерты, когда-нибудь настаёт время для чего-то другого. Это уравновешивает и приводит к более свежему взгляду на классику.

- Как у Вас получается так быстро подготавливаться к таким разным программам и на них настраиваться?
- Тут помогает только – заниматься, заниматься, заниматься. Конечно же должно быть всё в пальцах, и нужно следить за сохранением мелкой техники. Но в итоге всё зависит от программы и произведений – над чем-то мне надо поработать больше, над чем-то меньше. Для Трио-проекта мне ещё нужно позаниматься, но у меня есть ещё месяц времени. Кроссоверные вещи – тут я сам себе бросаю вызов. И не имею права на халтуру. Очень много размышляю – как сделать скрипичную партию, которой нет в оригинале, интересной и при этом остаться на высоком уровне. Лично для меня именно кроссовер-проекты являются самыми трудными и напряжёнными.

- В Книге рекордов Гинесса Вы обозначены как самый быстрый скрипач в мире. Это такой маркетинговый ход?
- Никогда так не считал. Горжусь ли я этим – тоже не могу сказать. Вообще-то нет. Для меня это весёлая история, которая доставила мне удовольствие и в какой-то степени была вызовом. «Гордость» - это слишком преувеличено. Я, скорее, просто рад, что я это сделал.

- Вы могли бы сейчас, спонтанно, повторить этот рекорд?
- Нет, хоть немного, но надо подготовиться. Конечно же, я могу экспромтом сыграть быстро, но не ТАК быстро. Для такой акции неделя занятий всё же нужна. Надо разделить произведение на небольшие части и проигрывать их медленно, часть за частью, применяя различные методики. На это нужно время. Фатальным в этом рекорде было то, что у меня был всего один шанс, чтобы всё получилось. Ты же не можешь в прямом эфире сказать «О, я пропустил одну ноту, можно начну ещё раз?». А там довольно много нот.

- А разве не фатально умалять значение классического произведения, измеряя его секундами?
- Ах, ерунда. Должен сказать, великие музыканты ещё и не такими делами занимались. Будь то Паганини или Исаак Штерн – они все занимались кроссовером, пытаясь сотворить «свою» музыку. Напротив – всё, что может вознести классическую музыку на подиум – и люди, не знавшие классику раньше, начинают её слушать сейчас – всё имеет правильный смысл. Это узколобое понятие - что, якобы, такими акциями причиняешь музыке боль – самое идиотское. И оно в какой-то степени является причиной того, что классическая музыка, к сожалению, не так популярна. Очень, очень жаль. Но многое зависит от того, что люди сами себя загоняют в тупик. И в этом весь абсурд – с одной стороны они говорят, что им хочется видеть как можно больше молодёжи в публике, а с другой – именно этого они и не хотят. Им хочется жить в своём собственном мире, и всё это - «мошенничество», которое мне совсем не нравится.

- Какую цель в своей карьеры Вы ставите перед собой?
- Ах, много чего. Но я не думаю, что меня интересует определённая цель в моей карьере. Меня больше интересуют цели в жизни. Что можно сделать за те несколько лет, которые тебе отпущены. Мне кажется, что намного интереснее подумать над этим. Куда бы хотелось ещё съездить в путешествие, с кем хотелось бы встретиться или с кем, например, хотелось бы провести вечер – ЭТО для меня интереснее, чем с кем и где мне хотелось бы ещё выступить. Ну в этом плане есть, конечно же, интересные аспекты, но я думаю, что они приходят сами собой, если упорно трудиться и иметь талант. За это я не переживаю.

- Вы обладаете шармом и очень интересно ведёте свои концерты. Не подумывали стать ведущим или актёром?
-   Я считаю, что каждый певец обязан что-то рассказывать своим зрителям на своих концертах. Не все знают, откуда что берётся. Поэтому мне не жалко своего времени на небольшое «просвещение» публики. Но как профессию  я не могу для себя этого представить. Я буду делать то, что у меня лучше всего получается – музыку. Но я изучал историю музыки и знаком с теорией музыки – почему бы и не включить это в свою программу? Я считаю, что это тоже часть музыканта и что это очень интересно – особенно когда мало что знаешь об этом. Ведь молодые люди – они как «губка» всё впитывают и хотят  чему-то научиться.

- Благодаря Вашей внешности Вы слывёте everybody’s darling. Но иногда можете показать и свою другую сторону?
- Не думаю. Я столько энергии вкладываю в работу, что мне не хочется тратить её ещё и на злость и раздражение на что-то или кого-то. К счастью, я научился кое-чему у своего отца, который всегда так делал (то есть злился и раздражался), теряя при этом кучу энергии. Это было для меня хорошим примером, чтобы делать наоборот.

- То есть вы никогда не кричите?
- Нет, никогда. Я считаю это признаком слабости. Люди, обладающие внутренней силой и доверием к себе, не нуждаются в аргументировании. К тому же, каждый имеет право на своё мнение. Нужно быть толерантным. Всё это – опыт, приходящий с годами. Ты не всегда прав, даже если ты так не думаешь . Толерантность для меня очень важна.