Vor seinem Auftritt in Mannheim spricht der 34-Jährige im RNZ-Interview über seine neue Tour und seine Crossover-Projekte.
Von Peter Wiest

Mannheim. Er gilt als "Zaubergeiger" oder als "Teufelsgeiger" der Neuzeit: David Garrett hat mit seinen "Crossover"-Projekten und der Verbindung von Klassik und Rock/Pop die Herzen Zehntausender von Fans erobert. Grade mal 34 Jahre alt, ist er längst ein Superstar und füllt die größten Hallen. Anfang Oktober geht er mit "Classic Revolution" auf Tournee und macht auch Station in der Mannheimer SAP Arena. Vorab sprach er mit der RNZ.

David, in der Rhein-Neckar-Zeitung stand 2008 "Keiner geigt so cool wie David". Mittlerweile geigt ja auch keiner so erfolgreich wie Du, oder?

Ich würde den ursprünglichen Titel bevorzugen. Erfolg ist nicht das Allerwichtigste, wirklich nicht. Aber klar, ich freue mich über meinen Erfolg.

Was bedeutet er Dir?

Ich brauche ihn nicht wirklich, damit es mir gut geht. Aber ich bin froh, dass funktioniert, woran ich immer geglaubt habe.

Am Anfang Deiner Karriere gab es ja viel Hype nicht nur um Deine Musik, sondern ganz besonders auch um deine Person, um den sexy Geiger.

Ach, da gibt es doch viele Beispiele aus der Musikgeschichte, wo das so war. Caruso beispielsweise, aber auch Elvis Presley oder Frank Sinatra. Wenn die Qualität stimmt und man weiß, dass alles andere auch okay ist, dann ist es doch auch okay, wenn man ganz gut aussieht, oder?

War Paganini, den Du ja im Film gespielt hast, so gesehen genau die richtige Rolle für Dich?

Ich habe diesen Film gemacht, weil ich ihn machen wollte. Papagini war der coolste Geigenspieler seiner Zeit, und ich hab versucht, da drum herum etwas Außergewöhnliches zu kreieren.

Deine neue Tour, die in diesen Tagen startet, heißt "Classic Revolution". Was dürfen wir erwarten?

Wir haben großes Besteck aufgefahren, haben ein wunderbares Sinfonieorchester dabei, und die Band natürlich auch wieder. Für mich ist das Allerwichtigste, dass wir wirklich hundertprozentig neues Material gemacht haben. Es ist eine brandneue Tour in jeder Hinsicht, und ich bin wahnsinnig aufgeregt so kurz davor.

Wie sieht dieses neue Material aus?

Es ist eine bunte Mischung aus Musikrichtungen, so wie ich das immer gern mache. Manches kommt in neuem Gewand daher, anderes in altem.

Und alles einmal mehr unter dem Tenor Stichwort "Crossover"?

Ja und nein. Der Name David Garrett steht doch genauso für Klassik wie für Crossover. Ich versuche da immer, irgendwie die Balance zu halten, und hoffe, das gelingt mir auch - nicht zuletzt auch, um die eigentliche Absicht durchzusetzen, die "Crossover" beinhaltet, nämlich auch klassische Musik zu promoten und damit Gehör zu finden bei denjenigen, die sie bisher noch nicht so erreicht hat.

Deine Shows werden immer gigantischer, mit Lasern und Feuerwerk. Damit lässt sich viel Geld verdienen, oder?

Ich versuche immer auch das, was reinkommt, zurück in die Produktion zu stecken. Das Publikum, das Eintrittsgeld bezahlt, hat ein Anrecht auf Wow-Effekte bei einer Show. Und wer schon mal eines meiner Konzerte besucht hat, der weiß auch, dass ich beim nächsten Mal immer noch eine Schippe drauflege.

Nimmst Du selbst auch Einfluss auf die Choreografien?

Nicht nur auf die; auf alles! Die gesamte Show ist von mir konzipiert, ich nenne das ein kleines Gesamtkunstwerk.

Übst Du noch immer jeden Tag drei Stunden lang, wie Du mal gesagt hast, und die meiste Zeit davon im Auto?

Ja, noch immer. Der Chauffeur wird ab und zu mal ausgetauscht, sonst wird das zu unerträglich für ihn, immer wieder dieselben Passagen hören zu müssen.

Gibt es bei Crossover-Projekten Musiker aus dem Rock-Pop-Bereich, mit denen Du gern spielen würdest?

Steve Morse von Deep Purple, mit dem hab ich ja schon zusammengearbeitet, das war wunderbar, und ich würde es gerne wieder tun. Auf der neuen Tour ist auch ein Stück von ihm im Programm.

2008 hast Du den ersten Klassik-Echo bekommen; mittlerweile kann man Deine Preise fast nicht mehr zählen. Was bedeuten sie Dir denn noch?

Der allererste Preis hat immer sehr große Bedeutung. Aber auch die Herausforderung, über Jahre hinweg immer wieder ein hoch qualitatives Programm abzuliefern, ist ein Ansporn. Und wenn es dann erneut klappt, ist das ein super Gefühl.

Du bist schon mehrere Male in Mannheim aufgetreten. Kennst Du die Stadt?

Um ehrlich zu sein, nicht gut genug. Ich versuche immer, die Touren so kompakt wie möglich zu halten, und habe deshalb meist kaum Zeit, die Städte näher kennenzulernen, in denen ich auftrete, auch wenn ich immer versuche, vor oder nach den Auftritten dort mal spazieren zu gehen. Ich kann deshalb auch wirklich nicht beurteilen, wie Mannheim als Stadt an sich ist. Aber an die Auftritte dort habe ich nur gute Erinnerungen und freue mich auch deshalb sehr darauf, dort wieder spielen zu dürfen.