Дэвид Гарретт - король благосклонной публики
David Garrett, König der Publikumsgunst
Musik: Waschbrettbauch, lange Haare, rockiges Outfit: Dafür lieben ihn die Fans - und natürlich auch für seine Musik
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David Garrett geht auf Tour und die Gunst ist ihm gewiss. Vor seinen Konzerten reißen sich die Medien um ihn; wohlwissend, dass jede Zeile über ihn gelesen, jede Talkshow mit ihm gesehen wird. Nicht allein, dass die Nation mit Garrets Bandscheibenvorfall und seiner Zwangspause von der Musik mitgebangt hatte.
Zuletzt diskutierten einige Boulevard-Formate sogar mehr über sein Haar-Styling als über sein eigentliches Element, seine Stradivari.
...was der Ausnahme-Musiker wohl selbst über all das denkt, was über ihn veröffentlicht wird?
Für das Telefonat mit David Garrett sind von seinem Management 15 Minuten eingeplant. Das ist nicht allzu viel für ein Interview, aber im voll gepackten Kalender des Weltstars ein richtig gutes Zeitfenster. Termine bei RTL, der Bunten, Gala, im MDR und so weiter und weiter.
»Hallo, hier ist David Garrett«, meldet sich der Star-Geiger zum verabredeten Interview. Ganz offen. Als wäre es ein Anruf bei Freunden.
Kurz zuvor war einer seiner interessantesten (weil ungewöhnlichsten) Auftritte mit der Interpretation von »Warum hast Du nicht Nein gesagt« bei Florian Silbereisen im TV gelaufen. Teufelsgeiger trifft Soft-Schlager. Garrett, aber so was von crossover. Und Garrett, so souverän, als gebe er aus dem Stand auf Basis wirklich jedweder Melodie ein absolut einnehmendes Geigenfest.
Was hat Sie dazu bewogen, sich nun auch einem Schlager zu widmen?
»Ich hatte tatsächlich bis dahin noch nie Schlager gemacht. Man hat mir das Stück angeboten. Und ich liebe ja Herausforderungen. Als ich mit Franck van der Heijden, mit dem ich meine Arrangements mache, darüber gesprochen hatte, war klar, dass die Interpretation Richtung Filmmusik gehen muss. Die Harmonien sprechen auch dafür, dass man den Ansatz symphonisch macht.«
*Maite Kelly, die den Song für Roland Kaiser geschrieben hatte, hatte danach ergriffen auf ihren sozialen Kanälen gepostet, wie stolz und dankbar sie sei, dass David Garrett sich ihrem Song gewidmet habe.
Mit dieser Dimension hatte die Schlagerlady wohl selbst nicht gerechnet. Kashmir von Led Zepplin, Vivaldis »Vier Jahreszeiten«,... eher dafür ist David Garrett bekannt: Der Mann, der keine Musik-Grenzen kennt. »Unlimited« heißt seine Tour 2019, er feiert sein 10-Jähriges.
Was hat sich in zehn Jahren David Garrett verändert?
»Meine Entwicklung ist sicher am deutlichsten an meinen zehn Alben abzulesen. Eine Mischung aus Crossover, reiner Klassik, einem Filmsoundtrack und Eigenkompositionen: Im Grunde viele verschiedene Genres, die ich versucht habe, auf meine eigene Art zu zeigen und zu interpretieren.«
David Garrett. 1980 in Aachen geboren. Als Sohn des Juristen und Geigenauktionators Georg Paul Bongartz und der US-amerikanischen Primaballerina Dove-Marie Garrett. Er ist ein Talent an der klassischen Geige. Unter seinen vielen Auftritten schon als Kind zählt auch einer mit neun Jahren beim Kissinger Sommer in Bad Kissingen. Der wahre Garrett wird sich einige Jahre später finden: In rockiger Lederhose, mit langen Haaren, Tattoos. Ein Geigen-Rebell. Ein Musik-Virtuose mit charismatischer Ausstrahlung, seinen Kritikern oftmals zu populär und auch nicht frei von Schlagzeilen, die sein Liebesleben durchleuchtet haben. Aber das will er vergessen und auch nicht mehr darüber reden. Und seinen Fans kommt es eh nicht darauf an. Das ist Garrett - und seine ganz eigene Art.
Wie kam eigentlich die Zusammenarbeit ausgerechnet mit der Frankfurter Neuen Philharmonie zustande? Sie spielen ja seit Langem gemeinsam die Crossover-Konzerte.
»Die Mädels und Jungs sind immer mit großen Eifer dabei, auch wenn ich manchmal - na ja, durchaus auch öfter mal - etwas länger proben wollte. Da hat nie jemand nach Feierabend gefragt, im Gegenteil, wir haben teilweise bis spät in die Nacht gearbeitet. Wenn man diese Einstellung zum Job hat, dann hat man meinen größten Respekt. Ich hoffe natürlich, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Am Ende geht es um ein hochqualitatives Produkt, und ich weiß, mit ihnen kriege ich das hin.«
Sie sind ja auch bekannt dafür, dass Sie immer und überall, ja auch an den ungewöhnlichsten Orten wie in Toiletten von Flugzeugen spielen; das war jedenfalls zu lesen über Sie.
»Man muss das relativieren. Es geht gerade in diesem Fall um Vorbereitung. Wenn man 16 Stunden unterwegs ist im Flieger - zum Beispiel nach Mexiko City, dann aussteigt und gleich ein Konzert hat, dann kann jeder Geiger nachvollziehen, dass man die Finger vorher mal für ein, zwei Stunden bewegt haben muss, damit die Flexibilität da ist.«
Ist alles o.k. nach ihrem Bandscheibenvorfall?
»Alles im sehr grünen Bereich! Ich bin wieder völlig gesund.«
Sie haben in der Zeit der Rekonvaleszenz intensiv mit Ihrer Mutter gearbeitet.
»Als Tänzerin hat sie eine ganz andere Beziehung zu Bewegung und hat sich die Reha- und Physioübungen sofort bis ins Detail merken können. Aber vor allem war sie eine große moralische Unterstützung. Es ist schließlich sehr schön, die Nähe zur Familie zu spüren, wenn es einem gesundheitlich nicht so ganz gut geht.«
Gibt es etwas, was Sie nach dem Bandscheibenvorfall verändert haben? Ernährung, Sport,..?
»Natürlich treibe ich weiter Sport, das ist wichtig für die Muskulatur im Rücken. Manche Übungen mache ich nicht mehr so intensiv, wie etwa Gewichtheben. Ich achte jetzt mehr auf die Positionierung des Instruments, versuche die linke Schulter nicht mehr so hochziehen wie ich es vorher gemacht habe, es geht darum, nicht zu verkrampfen, sondern mit einer gewissen Entspanntheit zu spielen.«
Werden Sie bei ihrem Konzert in Frankfurt die Gelegenheit haben, länger in der Stadt zu sein?
»Ich kenne Frankfurt sehr gut, ich habe da schon viel Zeit verbracht. Während meiner Aufenthalte habe ich mir oft die Stadt angeschaut und bin am Main-Ufer entlang spazieren gegangen und jogge dort häufig. Fürs Joggen ist es dort fantastisch.« - Sie werden am Main joggen? »Warum denn nicht?« - Auch auf dem Asphalt? »Ich liebe das. Mit guten Sportschuhen ist das doch gar kein Problem - hehe, solange einen die Schwäne nicht verfolgen...« Also das heißt: morgens in Frankfurt am Main entlang? »Das kommt auf den Zeitplan an, das kann morgens, mittags oder sogar abends sein.«
Sie sind auch bei einem Event wie der Nordischen Ski-WM aufgetreten. Würden Sie denn auch an einem Aktionstag wie dem viel diskutierten »Fridays for Future« auftreten?
»Wir müssen aufs Klima aufpassen, das ist gar keine Frage. Es ist gut, wenn bei Jugendlichen das Bewusstsein dafür da ist. Ein Zeichen zu setzen, das spricht immer für die Gesellschaft. Ich habe mich mein Leben lang immer für Dinge eingesetzt, die ich gut finde.«
...wie etwa für Crossover-Musik - möchte man anfügen. Denn die hat der Rebell Garrett wirklich durchgeboxt; bis es die Vermarkter endlich verstanden hatten, dass Hunderttausende zu seinen Konzerten pilgern werden. Aber die 15 Minuten am Telefon mit David Garrett sind vorbei. Am 28. Mai kommt er nach Frankfurt in die Festhalle. Bis dahin.