Diese Freude wird sich auf der Bühne entladen
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LINZ. Star-Geiger David Garrett wird an gleich zwei Abenden im Juli das Publikum bei Klassik am Dom am Domplatz begeistern. Im Interview mit Tips spricht er unter anderem über die derzeitige Situation, die kommende Tour und was Musik für ihn bedeutet.
Tips: Nach wie vor sind große Konzerte nicht wirklich möglich. Wie groß ist die Vorfreude auf Klassik am Dom?
David Garrett: Ich bin ein positiv denkender Mensch. Im Endeffekt gehe ich immer von dem Besten aus, bereite mich aber natürlich auch darauf vor, dass etwas nicht funktioniert. Wenn man Corona bedingt etwas verlegen muss, dann ist es halt so, die Gesundheit der Fans und aller Tourbeteiligten geht immer vor.
Tips: Wie sehr zerrt die Situationen mittlerweile an Dir?
Garrett: Natürlich ist die aktuelle Situation sehr traurig und mir wäre es lieber, wir hätten mittlerweile einen Punkt erreicht, wo Konzerte wieder möglich wären. Ich bin von ganzem Herzen Musiker und dementsprechend vermisse ich es auf der Bühne Musik machen zu dürfen. Wir haben die letzten zwei Jahre für sehr schöne Projekte genutzt, die wir nächstes Jahr veröffentlichen werden. Ich muss sagen, da können sich viele von meinen Fans auch auf schöne Sachen freuen.
Tips: Darf man da schon etwas verraten?
Garrett: Ich hatte im letzten Jahr, auf Grund von Corona, wirklich die Zeit mich endlich mal hinzusetzen und eine Autobiografie zu schreiben. Es ist das erste Mal, dass ich das persönlich mache. Es wird nächstes Jahr auch ein rein klassisches Album geben, dass ich mit der deutschen Grammophon veröffentlichen werde. Ich habe tolle Kooperationspartner gefunden für das ein oder andere Duett, will aber noch nicht zu viel verraten. Parallel habe ich ein Klavierkonzert geschrieben, mit dem ich fast fertig bin. Gleich nächstes Jahr gibt es auch die Premiere.
Tips: Was erwartet die Fans bei der kommenden Tour?
Garrett: Auf alle Fälle erwartet das Publikum, dass ich zusammen mit meiner Band auf der Bühne stehen werde. Wir freuen uns tierisch drauf wieder zusammen, für meine Fans, Musik machen zu dürfen. Ich glaube, dass jedes Konzert, egal ob von mir, einer anderen Band, oder einem klassischen Orchester wahnsinnig emotional sein wird, dass diese Spannung und Freude sich auf der Bühne entladen wird. Ich glaube, dass bei Konzerten nächstes Jahr, für das Publikum einfach eine tolle Atmosphäre sein wird.
Tips: Bist Du aufgeregt, wenn Du mit einem neuen Programm auf Tour gehst?
Garrett: Naja sagen wir es mal so: ich hatte mich ja schon die letzten eineinhalb Jahre intensiv mit dem Programm auseinandergesetzt. So intensiv, dass ich behaupten möchte, dass ich es auch dann sehr gut spielen würde, wenn Du mich um vier Uhr morgens weckst. Das wird ein sehr fröhlicher, spannender und musikalisch sehr unterhaltsamer Abend. Wenn ich darüber nachdenke, freue ich mich natürlich jetzt schon sehr darauf.
Tips: Wirst Du alle Songs vom neuen Album spielen?
Garrett: Es wird eine bunte Mischung sein. Die finale Setlist ist immer noch ein bisschen work in progress. Nicht weil wir das Programm noch nicht zusammengestellt haben, sondern, weil immer wieder neue Stücke, die wir für andere Projekte erarbeitet haben, dazu kommen. Wir alle finden, dieses oder jenes Stück ist so toll gelungen, das muss auf die Setlist der nächsten Tour.
Tips: Auch in Linz wirst Du zweimal spielen. Du warst ja heuer schon einmal in der Stadt, wie gefällt dir Linz?
Garrett: Linz ist eine tolle Stadt. Ich hatte letztes Mal die Gelegenheit ein paar Tage länger dort zu bleiben. Wir haben im Dom selber spielen dürfen. In Linz bin ich auch täglich an der Donau joggen gegangen, was ich super gerne mache. Ich hoffe, dass ich die Gelegenheit haben werde noch ein bisschen mehr von der Stadt zu sehen, wenn ich nächstes Mal dort spiele.
Tips: Und wie war es für Dich im Dom zu spielen?
Garrett: Das war sehr beeindruckend. Man bekommt so ein Gefühl der Ehrfurcht. Das habe ich immer, wenn ich in so großen, geschichtsträchtigen Gebäuden stehe und dazu gehört natürlich auch der Linzer Dom. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch sehr inspirierend dort zu stehen, in dieser Kulisse und Musik spielen zu dürfen. Das motiviert natürlich auch, ganz klar. Es war ein wunderschöner Abend für mich, und ich hatte sehr viel Spaß auf der Bühne. Dieses Mal noch im Dom und dann das nächstes Mal, hoffe ich, draussen vor dem Dom.
Tips: Dein Markenzeichen ist ja Crossover, siehst Du Dich da ein wenig als Botschafter und hast Du die Mission die jungen Leute für klassische Musik zu begeistern?
Garrett: Ich wusste gar nicht, dass mein Markenzeichen Crossover ist. Ich würde hoffen, dass mein Markenzeichen gute Musik ist. Im Endeffekt versuche ich selber nur Spaß zu haben mit der Musik, die ich toll finde und die mich begeistert. Wenn dann mein Publikum auch noch davon begeistert ist, dann ist das für mich das größte Kompliment. Ich fühle mich nicht als Botschafter und bin auch nicht wirklich auf einer Mission. Ich versuche einfach etwas qualitativ Schönes und Hochwertiges zu kreieren wobei ich selbst Freude empfinde und wenn das Publikum auch Spaß dran hat, dann habe ich meine Aufgabe als Musiker erfüllt. Alles was darüber hinaus ist, das überlasse ich anderen.
Tips: Welcher Song ist Dein Lieblingssong vom neuen Album und warum?
Garrett: Das ist eine Frage, die oft gestellt wird und ich habe bis heute noch keine Antwort darauf gefunden. Du musst dir vorstellen jedes Stück beginnt ja bei null. Du suchst dir natürlich die Stücke aus, die dich in dem Moment bewegen und man arbeitet mit soviel Liebe an jedem Einzelnen, dass es unmöglich ist zu sagen, ich habe ein Stück lieber als das andere.
Tips: Aber es ist kein persönlicher Song dabei….
Garrett: Ich kann Dir eins garantieren, was ich auf der Bühne spiele, das liebe ich wirklich abgöttisch und daran habe ich dann auch unglaublich viel Spaß. Gibt es vielleicht eine Nummer, bei dem ich merke, dass das Publikum besonders gut mitgeht? Das kann ich Dir leider Corona bedingt noch nicht sagen. Ich kann Dir allerdings sagen, wenn ich unterwegs auf Tour bin und die Stücke live spiele, dann wird mir das sehr schnell auffallen und dann wird das sicherlich an dem Abend mein Lieblingsstück werden. So war es zum Beispiel als wir Fix You von Coldplay live auf Tour gespielt haben. Diese Nummer liebe ich wirklich von ganzen Herzen, sie ist etwas ganz Besonderes für mich. Egal ob wir in Moskau, Kiev, Berlin oder Bukarest gespielt haben, es war immer ein magischer Moment für uns alle auf der Bühne. Das wusste ich allerdings noch nicht bevor ich diese Tour gespielt habe. Und genauso gehe ich davon aus, wenn ich „Alive“ zum ersten Mal live spiele, dass es ein, zwei Stücke gibt, die besonders gut funktionieren und etwas Magisches haben.
Tips: Schreibst Du das alles selber um, oder hast Du jemanden der das für Dich übernimmt?
Garrett: Ich mache das gerne selber. Natürlich mit Hilfe von zwei sehr, sehr guten Freunden, die seit Anfang an mit dabei sind. Das ist einmal Franck van der Heijden und John Haywood. Aber ich bin von der ersten Note an mit dabei und schreibe selber.
Tips: Weihnachten steht vor der Tür, wie verbringst Du die Weihnachtsfeiertage? (Anmerkung der Redaktion: das Interview wurde am 16. Dezember geführt)
Garrett: Du wie alle anderen auch. Zu Hause gibt es wahrscheinlich Gans oder Truthahn, mal sehen was ich noch ganz kurzfristig auftreiben kann. Wahrscheinlich aber eher die Weihnachtsgans mit Rotkohl und Kartoffeln. Wer von der Familie kommen möchte ist natürlich sehr herzlich eingeladen. Ich werde in Berlin sein, meine Mutter wird sicherlich da sein, da sie ja auch in Berlin wohnt. Ob meine Schwester aus Hamburg und mein Vater aus Aachen kommen, weiß ich noch nicht genau. Ich hoffe aber natürlich sehr, dass beide es schaffen und nach Berlin kommen, um mit uns zusammen zu feiern.
Tips: Aber kochst Du dann selber?
Garrett: Bist Du des Teufels. Ich will doch an dem Abend etwas Leckeres zu essen haben. Nein, ich helfe sehr gerne, aber darüber hinaus werde ich es wahrscheinlich in der Küche nicht weit bringen. Ich kann super klein schnibbeln, ich kann auf die Uhr gucken, den Timer stellen, etwas aus dem Herd rausnehmen oder reintun - da bin ich wirklich gut drin, aber das Kochen überlasse ich lieber Anderen.
Tips: Was bedeutet Dir Musik und was ist Musik für Dich?
Garrett: Musik ist für mich Lebensfreude. Aber Musik ist genauso Trauer. Musik ist grundsätzlich die emotionale Palette, die wir alle kennen und sie ist auf den Punkt gebracht. Das heißt Musik löst all die Emotionen, die wir im Leben durch Erfahrungen haben, löst sie in einem Moment aus. Das ist wie ein Knopfdruck in die Vergangenheit, in die Zukunft, in dem Jetzt-Moment. Wenn es einem mal schlecht geht und man Musik hört, dann hilft es, dass es einem besser geht. Wenn man glücklich und euphorisch ist, dann kann die Musik diese Gefühle noch potenzieren und verstärken. Insofern bereichert die Musik unser Leben und macht es schöner.