Интервью Дэвида изданию n-tv
David Garrett wieder klassisch
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Mittwoch, 09. November 2011
Keine Groupies am Ausgang
David Garrett wieder klassisch"Legacy" - Erbe, das klingt schwer, ist es aber gar nicht. Denn mit seinem neuen Album kehrt David Garrett zu seinen heiß geliebten Wurzeln zurück. Er knüpft an Klassik-Aufnahmen an, die er zwischen seinem 14. und 17. Lebensjahr veröffentlicht hat, zugleich will er aber auch klarstellen, dass er diese Welt trotz all der Erfolge im Pop- und Rockbereich nie wirklich verlassen hat. Auch während der Crossover-Jahre, mit einem Bein in der Rock- und dem anderen in der Klassikwelt, war das Klassische Geigenspiel ein zentraler Aspekt für Garrett. Mit dem London Philharmonic Orchstra spielt er Beethoven und Kreisler - zwei langgehegte Wünsche gehen damit in Erfüllung.
n-tv.de: Sagen Sie mal, Herr Garrett, stehen bei Ihren Klassik-Konzerten eigentlich auch Groupies am Ausgang und warten auf Sie?
David Garrett: (lacht) Keine Ahnung, ist mir noch nicht aufgefallen. Aber ich nehme auch immer so einen Seitenausgang, wo mich wahrscheinlich keiner finden kann.
Na gut, glauben wir das mal. Doch kommen wir zum Album: Herzlichen Glückwunsch, das ist wirklich schöne Musik!
Danke!
Die Erfüllung eines Lebenstraums steht darauf. Aber ist das nicht ein bisschen verfrüht, Sie sind ja erst Anfang 30?
Hmm, ja, schon ...
Da kommen doch noch ein paar andere Träume, oder?
Ja, natürlich, das Zitat ist jetzt natürlich ganz schön groß. Aber das scheint das Zitat zu sein, dass wohl hängen geblieben ist. Auf jeden Fall ist es einer meiner Träume gewesen, dieses Konzert auf diese Art und Weise aufnehmen zu können. Das ist für jeden Geiger etwas ganz Besonders, denn das Beethoven-Konzert steht wirklich als das Königswerk aus dem Violin-Repertoire auf der Liste ganz oben. Das aufnehmen zu dürfen mit einem guten Dirigenten und einem tollen Orchester, macht einfach sehr viel Spaß.
Ich habe die CD heute Morgen im Auto gehört. Im Radio nur Gedudel, die Moderatoren quasseln, da sind Beethoven und Kreisler ja eine Wohltat. Warum gerade die beiden? Und können Sie zu Kreisler noch ein bisschen mehr sagen, den kenne ich, offen gestanden, nicht.
Beethoven habe ich in den letzten ein, zwei Jahren sehr häufig gespielt, das war so eine Bauchentscheidung. Und in der Kombination mit Kreisler war das so: Er hat zwei wunderschöne Kadenzen für dieses Konzert geschrieben, und ich fühle mich, seit ich ein kleines Kind war, von ihm inspiriert. Er hat außerdem in den 20er/30er Jahren ein ähnliches Konzert gegeben wie ich, damit stehe ich also in der Tradition eines ganz großen Virtuosen, der auch sein eigenes Material geschrieben hat. Und er hat viele Stücke für die Geige arrangiert, und das ist ja etwas, das ich auch mittlerweile mache. Er hat damit ein ganz anderes Publikum erreicht, und zwar auf einem sehr hohen Niveau für diese Zeit. Ja, daher die Kombination Beethoven-Kreisler, denke ich.Mit welcher Musik sind Sie denn aufgewachsen?
Das war die pure Klassik. Tatsächlich haben meine Eltern nichts anderes gehört als klassische Musik. Das hat sich erst geändert als ich 17 war. Ich weiß, das ist ungewöhnlich, aber so war's.
Glauben Sie, dass Ihre Fans Ihnen folgen auf der Reise von der E zur U-Musik, von Crossover zum Ernsten Fach und wieder zurück? Oder ist Ihnen das egal bzw. denken Sie, Sie werden einfach andere Zielgruppen dazu gewinnen. Und wie wichtig ist Ihnen das? Oder machen Sie einfach nur das, worauf Sie Lust haben?
Ich habe das ja schon mal gemacht mit Mendelssohn, da haben wir auch über 200.000 Platten verkauft, und für ein Violin-Konzert ist das echt nicht schlecht (lacht). Ich mache aber tatsächlich das, worauf ich Lust habe und was eine Bedeutung für mich hat. Ich hoffe dann natürlich, dass das gut ankommt, aber mir ist in erster Linie die Qualität wichtig. Wenn es dann auch noch Erfolg mit sich bringt, um so besser! Anders kann ich da auch gar nicht rangehen, ich mache das, wozu ich Lust habe und ich gebe mein Bestes im Sinne von "ich will zufrieden sein", und alles andere findet sich dann und ist im besten Fall ein Sahnenachschlag.
Geigenspielern wird ja immer eine besonders enge Beziehung zu ihrem Instrument unterstellt. Woher mag das kommen?
Keine Ahnung. Ist das so? Ich meine, jeder, der ein Instrument spielt, verbringt sehr viel Zeit damit. Oft verbringt man mehr Zeit mit dem Instrument als mit Menschen. Vielleicht ist da eine gewisse Art von Neid dabei, oder Unverständnis, dass man einer nicht lebendigen Sache so viel Gefühl entgegen bringt. Aber dass das bei der Geige jetzt noch intensiver sein soll als bei anderen Musikern mit ihren Instrumenten, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Haben Sie manchmal Angst um Ihre Stradivari?
Nee, ich kann damit leben, sie ist ja zum Glück gut versichert. Ich kann es eh nicht ändern, sollte ihr mal etwas passieren, aber ich finde sowieso, dass man nicht in Angst leben sollte.
Wie haben Sie eigentlich den Wunderkind-Status überlebt, vielen gelingt das ja nicht. Einem jungen Mann, dem von Meistern wie Yehudi Menuhin, Zubin Mehta, Daniel Barenboim und Itzhak Perlman größtes Talent bescheinigt wird, muss das doch zu Kopf steigen, oder?
Ja, das war wirklich eine wahnsinnig schwierige Situation, denn je älter du wirst, desto größer wird ja die Erwartung. Und ich meine: Was kann man mehr werden als ein Wunderkind? Das ist ja wohl das Ultimative (lacht). Mehr als ein Wunder kann man nicht sein, oder? Das Level an Erwartungen, das ich zu erfüllen hatte, war schon sehr hoch. Da kann man ganz herrlich dran scheitern, wenn man bei 100 Prozent angefangen hat. Eigentlich ist das kein guter Anfang. Aber was soll's? So war es nun einmal.
Hat ja aber alles funktioniert bei Ihnen!
Ja, weil ich mich dann so richtig zurück genommen habe. Ich habe erstmal Gras über die ganze Sache wachsen lassen.
Sie haben sich, ich zitiere, "den Arsch abgearbeitet", um Ihre Ausbildung selbst zu finanzieren - glauben Sie, dass so ein unbequemer Weg eher dazu führt, Erfolg zu haben?
Ja, ich hab' mich im Nachhinein gefreut darüber, dass es so unbequem gewesen ist. Ich glaube auch, dass man nur, wenn man das Unbequeme kennt, das Bequeme wieder zu schätzen weiß. Ich hab' sowieso noch nie etwas gemacht mit dem ganz straighten Gedanken dahinter: "So, das mach' ich jetzt mal, damit ich Erfolg habe!" Ich habe mit der Musik weiter gemacht, weil es das ist, was mir Spaß macht. Nach der intensiven musikalischen Kindheit, die ich hatte, wollte ich zuerst einmal etwas finden, was mir Freude bereitet. Das habe ich ja tatsächlich gefunden mit der Musik. Dass das obendrein auch noch gut funktioniert - perfekter geht's doch nicht, oder?
Viele Menschen werden sich Ihr neuestes Werk zu Hause anhören, um zu entspannen. Was machen Sie, wenn Sie sich ausruhen oder Energie tanken möchten?
Ich tanke Energie mit der Musik! Ganz klar, es gibt nichts, was entspannender sein könnte als mit jemandem Gutes gemeinsam zu musizieren.
Sonst nichts? Sie müssen doch Sport machen!
Jaa, schon. Ich geh' gern mal laufen oder ins Fitness-Studio, aber das ist eher, um Druck abzulassen. Na gut, dann ist es natürlich auch irgendwo wieder entspannend. Und außerdem ist es ja so: Bei dem Beruf, den ich habe, entwickle ich ja nicht wirklich Stress. Im Gegenteil. Ich entwickle Stress, wenn ich keine Musik machen kann. Dann ist mir langweilig und dann bin ich gereizt, weil ich nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll.
Die Zusammenarbeit mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra war wohl eine gute, nehme ich an …
Ja, das liegt natürlich auch daran, dass ich die meisten aus dem Orchester kenne, schon seit vielen Jahren. Das erste Mal, als wir zusammen gespielt haben, war ich, glaube ich, 14. Unter Menuhin. Und ich hab' immer wieder mit denen zusammen gespielt. Ich weiß, wie die meisten heißen, und das ist natürlich eine fast schon familiäre Situation, wenn man so eine Aufnahme machen kann.
Wer steht demnächst auf Ihrem Wunschzettel?
Ja, da hab' ich schon ein paar Ideen und Wünsche, aber da ist es jetzt noch zu früh, um drüber zu reden. Ich müsste da sowieso erstmal anrufen und anfragen.
Auf Ihrem Tourneeplan für nächstes Jahr (April bis November) habe ich gesehen, dass Sie in der Berliner Philharmonie spielen, Gott sei Dank, aber auch in der O2-Arena. Wie wichtig sind Auftrittsorte für Sie, hat das Einfluss auf Sie?
Nein, gar nicht. Mir ist es egal, wo ich spiele, oder für wieviele. Ob das 5, 500, 5000 oder ein ganzes Stadion ist, ist mir egal, ich spiele immer mit dem gleichen Einsatz. Ich könnte auch auf der Toilette spielen. Ich spiele ja nicht für den Ort, sondern für die Musik. Das hat gar keinen Einfluss auf mich. Wenn der Ort oder die Anzahl der Menschen Einfluss auf mich hätte, dann wäre ich ein schlechter Musiker, oder? Der Aufwand, die Konzentration, die Erwartung, die ich an mich und meine Musik stelle, ist doch dieselbe. Mich inspiriert die Musik allein, ich brauche keine Extras.
David Garretts Recital-Tour 2012
01.05.2012 Alte Oper Frankfurt Frankfurt/ Main
02.05.2012 Philharmonie Berlin
03.05.2012 Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal
05.05.2012 Tonhalle Düsseldorf
07.05.2012 Liederhalle, Beethovensaal Stuttgart
08.05.2012 Gewandhaus zu Leipzig
09.05.2012 Philharmonie im Gasteig München
15.05.2012 Kölner Philharmonie
Weitere Daten, auch zu internationalen Terminen, finden Sie hier: : wwwdavid-garrett.comDie CD ist bereits im Handel erhältlich, die DVD "Legacy - Live in Baden-Baden" kommt am 16. Dezember auf den Markt.