23.12.2015
Die Geige hat David Garrett immer dabei
Der Superstar sprach mit MZ-Reporterin Katia Meyer-Tien über Explosivität, die Stille und seine Pläne für Weihnachten.
Der Star-Geiger David Garrett geht 2016 auf Tournee. Foto: dpa
Regensburg.Herr Garrett, Ihr neues Album heißt „Explosive“, was steckt hinter dem Titel?
Das ein oder andere Stück auf dem Album hat sehr viel Energie, insofern passt der Titel einfach gut, denke ich. Abgesehen davon fand ich es eine schöne Assoziation mit der Kreativität, die in dem Album drinsteckt.
Ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass der Titel vor dem Hintergrund der jüngsten Terroranschläge missverstanden werden könnte?
Was soll ich machen? Den Namen ändern? Nur weil etwas passiert, das nicht unter unserer Kontrolle ist, kann man doch nicht sagen: Deshalb kann Explosivität nichts Positives bedeuten. Man kann sich doch nicht daran orientieren, dass ein paar Idioten Aufmerksamkeit erzwingen, um ihren Fanatismus auszuleben. Abgesehen davon muss ich natürlich auch sagen: Dieses Album ist ja schon vor den Anschlägen veröffentlicht worden. Vielleicht hätte man sonst den Namen ändern können, das kann man nachträglich schwer beurteilen.
Sie gehen im kommenden Jahr auf Tournee. Haben die Anschläge von Paris Konsequenzen für ihre Konzerte?
Nein. Warum? Soll man deswegen nicht ins Konzert gehen? Soll man deswegen zu Hause bleiben, sich einschließen? Wie weit soll man gehen? Damit gibt man diesen Menschen doch recht.
David Garrett auf Tournee
Recital:
David Garret ist 2016 gleich zweimal auf Tournee: Im Mai mit dem Programm „Recital“, unter anderem am 9.5. in Nürnberg und am 10.5. in München.Explosive Live!
Ab November ist David Garrett mit „Explosive Live!“ unterwegs in Nürnberg steht er dann am 21.11., in München am 2.12. auf der Bühne. (kmt)Sie haben auf dem Album zum ersten Mal überwiegend eigene Stücke veröffentlicht. Was war der Anlass dafür?
Ich lasse mir immer ganz viel Freiheit, wenn ich anfange ein Album zu schreiben. Es hat sich so entwickelt, dass ich sehr viel Spaß daran gehabt habe, selber Sachen zu schreiben. Und irgendwann war so eine Fülle an Material da, dass ich gesagt habe: Ok, dann lass uns doch mal die Balance verlagern in Richtung Eigenkompositionen – das ist doch auch einmal eine schöne Sache. Abgesehen davon macht man sich damit auch die wunderbare Tür auf, nicht nur als Musiker, sondern auch als Produzent zu arbeiten.
Ist das die Richtung, in die es für Sie weitergeht?
Ich finde, dass man immer versuchen sollte, sich weiterzuentwickeln. Sachen zu schreiben, auch für andere Künstler, etwas zu produzieren finde ich ganz spannend. Ich habe ja damals auch schon für den Paganini-Film die Filmmusik geschrieben und mit produziert. Ich denke, dass grundsätzlich beide Seiten für mich interessant sind: auf der Bühne zu stehen wie auch hinter der Bühne zu arbeiten.
Und Ihr ganz großer Traum?
Ich lebe meinen Traum.
Der Moment, in dem ich Musik spiele, ist die schönste Ablenkung von der Arbeit, von dem, was man vorher geleistet hat.
Star-Geiger David GarrettSie haben mal gesagt, Konzerte sind für die Menschen Urlaub vom Leben. Für Sie auch?
Ja, für mich auch. Der Moment, in dem ich Musik spiele, ist die schönste Ablenkung von der Arbeit, von dem, was man vorher geleistet hat. Ich glaube, deswegen ist Musik gerade auch in der Weihnachtszeit so präsent. Ich glaube, dass Musik verbindet, dass Musik Freundschaften schließt.
Können Sie beim Musikhören entspannen oder ist das für Sie Arbeit?
Ich kann absolut entspannen beim Musikhören. Es gibt natürlich sicherlich die Momente, wo man selber sehr viel mit Musik arbeitet, wo dann auch der Kopf die Pause braucht von der Musik. Aber: Wenn ich wirklich Zeit für mich habe, dann höre ich Musik. Ich bin ja Musiker – wäre ja komisch, wenn dem nicht so wäre.
Ich finde Radio hat immer noch das wunderbare Element der Überraschung.
Star-Geiger David GarrettWas hören Sie für Musik zur Entspannung?
Querbeet. Was im Radio läuft. Ich finde Radio hat immer noch das wunderbare Element der Überraschung.
Sie haben mal gesagt, dass ihre Stücke rund um die Welt entstehen und dass jedes ihrer Stücke eine Geschichte erzählt. Gibt es auf dem neuen Album ein Stück, dass Ihnen besonders am Herzen liegt?
Das hört sich jetzt vielleicht etwas übertrieben an, aber wenn man etwas schreibt, ist das schon etwas Persönliches. Ich könnte behaupten, das ist wie ein eigenes Kind, das man in die Welt gebracht hat. Da kann ich nicht sagen: Ich liebe mein zweites Kind mehr als mein viertes Kind. Sicherlich gibt es die ein oder andere Präferenz, die gibt man aber in der Öffentlichkeit nicht zu.
Dann erzählen Sie kurz die Geschichte zum Titelsong des neuen Albums.
Das war eine Kooperation mit Franck van der Heijden. Ich hatte im Urlaub die Idee zu dem Chorus und habe die auf mein Telefon eingespielt (lacht). Ja, so funktioniert das meistens. Urlaub ist tatsächlich so ein Moment, wo man auch mal die Stille genießt, und aus der Stille entsteht dann wieder etwas. Und dann habe ich ihm das rübergeschickt, ein paar Stunden später kam die Idee für einen ganzen Song zurück. Da haben wir während des Urlaubs per Skype die Nummer gebastelt, bis es dann fertig war. Mit diesem Titel war für mich auch ein Stück weit die Richtung des Albums klar.
Ich habe die Geige immer dabei.
Star-Geiger David GarrettHaben Sie Ihre Geige im Urlaub immer dabei?
Ich habe die Geige immer dabei, obwohl ich mir grundsätzlich vornehme, nicht viel zu tun im Urlaub.
Wie verbringen Sie die Weihnachtszeit?
Ich werde die Weihnachtszeit ganz besinnlich in New York verbringen. Ich muss gucken, dass ich mir da noch rechtzeitig irgendwo einen Baum besorge. Aber da gibt es ja an jeder Straßenecke Verkäufer, die so etwas zu überteuerten Preisen noch anbieten (lacht). Ich werde mir einen in die Wohnung stellen, und dann in Ruhe den ganzen Schmuck darauf basteln und eine schöne Weihnachtsmusik dazu einlegen.
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Отредактировано Лёна (26.12.2015 20:21)